VitaStellvertretend für ca. 150 Songtexte aus der bisherigen kreativen Phase hier eine kleine Auswahl für mich besonders wichtiger Texte.

 

 

EINSAM WIE EIN STEIN

Vor gar nicht langer Zeit ging’s dir allerfeinst,
hast gesagt, du willst was bessres sein – hey Superstar!
Und wenn jemand gesagt hat, du, pass auf dich auf,
hast du nur gelacht, weil das für dich nicht wichtig war.
Du hast dich über alles lustig gemacht,
alle andren hast du ausgelacht –
aber wohin hat dich das gebracht?
Jetzt lachst du nicht mehr – ich hab den Verdacht,
du verkaufst dich auf der Straße für’n Apfel und ’n Ei –

Ah, du warst auf den besten Schulen,
aber was du da gelernt hast, Baby, war jede Menge Stuss!
Hast nie gecheckt, wie man auf der Straße lebt,
aber jetzt siehst du ein, dass du es doch noch lernen musst!
Du sagst, du machst keinen Kompromiss –
du weißt genau, was falsch, was richtig ist -
hör mal, du suchst doch nur Alibis
für das, was für dich selbst unverzeihlich war und ist –
ich sag nur - du, da lässt du dich auf was ein!

Wie geht’s dir dabei –
na, wie geht’s dir dabei –
so völlig vogelfrei -
frei aber ganz allein,
einsam wie ’n Stein?

Ja, die Leute sind dir alle scheißegal, die um dich rum
jeden Tag auf die Fresse fall’n –
die hab’n bisher gelebt, dich zu amüsier’n,
doch du wolltest ja nie dafür die Rechnung zahl’n.
Du hast gedacht, du kriegst ’n Supermann -
lebst reich und sorglos, - irgendwann -
du siehst, wie man sich täuschen kann –
es war schon aus, da dachtest du, es fängt erst an –
ja, ich glaub, das Leben wird für dich bald ne Schinderei –

Wie geht’s dir dabei... (Solo)

Ah, du warst die Prinzessin für alle,
die immer nur saufen, raufen, saublöd reden, und sonst nichts -
die sich scheißteure Dinge leisten, aber dir nichts mehr schenken,
weil, die sind jetzt link auf dich.
Du hast geglaubt, du musst dich genier’n –
für deine Freunde, die sich immer so schlimm aufführ’n -
jetzt brauchst du ihre Hilfe um nicht zu krepier’n –
ok - wenn du nichts hast, kannst du auch nichts verlier’n -
aber trotzdem glaubst du immer noch, du bist frei -

Sag, wie geht’s dir dabei...

(Deutsche Übertragung: Ernst Schultz – einige Worte von Wolfgang Ambros aus dem Wienerischen rückübersetzt - Orig.: Bob Dylan – Like A Rolling Stone)

 

VIEL ZU SPÄT UND MEILENWEIT ZURÜCK

Die Straße runter bellen Hunde
und die Dunkelheit kommt schnell.
Als die Nacht sich nieder senkt,
verstummt auch das Gebell.
Und die stille Nacht erzittert
vor dem was mich bedrückt.
Fühl mich als wär ich viel zu spät
und meilenweit zurück.

Ich seh aus dem Fenster,
und meine Augen werden schwer –
und ich schau zurück ins Zimmer,
und ich fühl, du fehlst mir sehr!
Ich frag mich immer noch,
gibt’s für mich so was wie Glück?
Fühl mich als wär ich viel zu spät
Und meilenweit zurück.

Rastloser Lebenshunger
liegt dir und mir im Blut -
und alles, was ich sage,
sagst du genau so gut.!
Wir haben beide recht,
jeder sein eignes Stück –
und beide sind wir viel zu spät
und meilenweit zurück.

(Musik: Bob Dylan – Deutscher Text: Ernst Schultz – One Too Many Mornings)

 

 

3. WELTKRIEG – TRAUM

Ich hatte mal ’n komischen Traum:
ich überlebte den Atomschlag – man glaubt es kaum!
Ging gleich zum Psychiater, am nächsten Tag,
wollte mal wissen, was der dazu sagt –
er sagte: „keine Sorge, mein Lieber, Sie haben nur schlecht geträumt,
und diese Träume sind doch nur in Ihrem Kopf –“

„Moment mal“, sagte ich, „die sind in MIR drin?“
Er rief: „Schwester, Spritze, ich wusste er spinnt!“
Griff meinen Arm, und ich schrie: „Autsch!“
Da lag ich auch schon auf der Psycho-Couch.
„Also, jetzt mal ganz ruhig, erzählen Sie mal der Reihe nach –
klingt ja hochinteressant!“

„Also, die ganze Scheiße fing an morgens um drei,
und nach 3 Minuten war alles vorbei!
Ich war grad auf Schicht, in der Kanalisation,
da wurde’s plötzlich strahlend hell und ich dachte schon –
nanu, wer hat denn da das Licht angeknipst?

Ich stieg aus’m Gully – ging hin und her,
kreuz und quer, - doch die Stadt war leer!
Ich stand dumm rum und dachte, wo geht’s lang –
Und zündete mir ne Zigarette an ’ner Parkuhr an –
aber sonst war’s eigentlich ’n ganz normaler Tag – ‘n Tag wie jeder andere.

Da unten an der Ecke, am Frittenstand,
sah ich ’n Mann am Straßenrand.
Ich wette, er dachte, es gibt in der Stadt nur uns Zwei,
denn als er mich sah, lief er weg mit Geschrei.
Dachte wohl, ich bin ’n Kommunist, oder so.

Ich löste ’ne Fallout-Sirene aus und rief:
Is hier jemand – und ging in ein Haus.
Ich musste was essen , mein Hunger war groß –
ein Gewehrschuss krachte, und ich rannte los –
kein Wunder, so wie ich aussah!

Dann traf ich ‘ne Frau, ich rief,
komm wir spiel’n Adam und Eva im Paradies –
Ich nahm ihre Hand und mein Herz ging schnell, als sie sagte,
ey Typ, du bringst es aber ganz schön grell!
Du siehst doch, was letztes mal daraus geworden ist –

Ich sah ’n Benz in der Stadt,
lag niemand drin und die Reifen platt.
Ich haute mich auf den Fahrersitz
und lachte wie nach einem bösewn Witz –
Ok, ok, ok – ‘n Benz is’n gutes Auto zum Fahren,
ohne Führerschein, mit platten Reifen, nach einem Atomschlag.

Ja, ich erinner’ mich, irgendwann
drehte ich mal das Radio an –
ich hatte meine Rundfunkgebühren nicht bezahlt,
denn im Lautsprecher hat’s nur gekracht und geknallt.
Scheiß Programm – und der Rekorder war auch hin –
zum Glück – da steckte noch ’ne Kassette von Gotthilf Fischer drin!

Ich fühlte mich einsam, verlassen, allein,
brauchte jemand zum reden, da fiel mir was ein –
Ich rief die Zeitansage an – nur um ‘ne Stimme zu hör’n,
ich glaub, es war’n Mann –
beim nächsten Ton des Zeitzeichens ist es drei Uhr –
er sagte das über ‘ne Stunde lang und ich hängte wieder ein.“

Der Doktor unterbrach mich ungefähr hier und sagte,
ey, Mann, Ihnen ging’s ja so wie mir –
nur ‘n bisschen anders, is ja klar,
dass in meinem Traum ICH der Überlebende war!
Übrigens, wo waren SIE eigentlich, hab Sie gar nicht gesehen –?

Ich glaub, heut sieht’s nicht mehr so aus,
als hätten viele solche Träume zu haus.
Aber es wird immer welche geben, die glauben bestimmt,
dass sie allein die Überlebenden sind – was für ’n Leben?
Auf jeden Fall, ihr ward herzlich eingeladen zu meinem Traum –
Lasst mich dafür auch mal in eure Träume schau’n!

(Musik: Bob Dylan – Deutscher Text;: Ernst Schultz – Orig. Titel: Talking Worldwar Three)

 

40 GRAD IM SCHATTEN

Im Glasscherbenviertel war’s, in irgendeiner Stadt,
wo der Nazi den ‚Ausländer-Untermenschen’ umgebracht hat,
und dessen Frau gleich dazu – der Sohn hatte Glück,
er war grad mit seinem Mädchen in der Disco, in der Stadt.
(Das war erst neulich).
Doch dieser Hass war schon Generationen alt,
und der Nazi sagte immer (Originalzitat):
„Die haben damals noch viel zu wenig von denen vergast
oder abgeknallt!“
Der Anlass zum Streit, wie so oft nur ein Wort –
doch bei der Gesinnung war’s kein Affekt mehr,
sondern so was wie ein ‚Vorstadtschrebergarten- Völkermord’.
So weit die Vorgeschichte.

In dem Jahr, als das war, war der Sommer sehr heiß,
und irgendwo wünschte ein Chefredakteur ‚mehr Eis’!
Und außerdem war er heute sehr nervös und gereizt,
denn die Titelseite war noch immer schneeweiß.
Das heißt – bildlich gesprochen – er suchte den Knüller
für Meier, Schulz, Schmitt oder Müller –
mit tierischem Instinkt, die Zeile, die uns jeden Morgen
in die müden Augen springt.
Die Hitzewelle war zwar in aller Mund,
doch als Titelstory war sie nicht bunt genug,
halb so wild, ohne Bild, ohne schlagendes Wort –
da kam die Rettung: der Doppelmord!

Er rief einen Schreiber und vorinformierte,
was da anscheinend wirklich passiert war.
Er sagte, fahr’n Sie mal hin und hör’n Sie sich an,
was die Leute so reden, gehen Sie dicht ran!
Geben Sie dem hinterbliebenen Sohn ein paar aus –
Gehen Sie mit ihm in sein Lieblingslokal –
Der spricht zwar kaum Deutsch, doch wenn er blau ist,
sagt er alles, was Sie wollen, dem ist alles egal!
Halt! – noch was – den sozialen Scheiß
und den sogenannten faschistischen Aspekt
lassen wir bei 40 Grad im Schatten lieber weg!

Recherchieren Sie mit Gespür und Geduld
und schreiben Sie: Doppelmord, Doppelpunkt:
Die Hitze war dran schuld!
Und am andren Morgen glauben die Millionen jedes Wort:
Doppelmord – Doppelpunkt:
Die Hitze war dran schuld!

(Von der Solo-LP ‚Glückliche Verlierer’ – 1981 - Ariola)

 

IS JA GUT, MA -

Dunkel wird’s am Mittag schon,
beide finster - Sonn’ und Mond!
Im Schatten klingt ein Silberton –
ein Messer fliegt - ein Luftballon –
schwer zu verstehen – lass es schon –
lieber gar nicht erst versuchen!

Erpressungen, Klugscheißerei,
Bekennerbriefe, mords Geschrei -
der Narrenmund spricht frech und frei -
und ich mach mich oft viel zu klein,
ich sollte neu geboren sein –
dabei bin ich schon am am sterben.

Gier, Hass und Dummheit auf der Welt
sind wohl das schlimmste, was uns quält.
Natürlich geht’s auch um mein Geld –
Doch Hass hab ich noch nie gewählt,
die Dummheit hab ich nie bestellt,
also, warum soll ich dann bezahlen?

Also schön -
ich versteh,
du willst das alles nicht mehr hörn und sehn -
is ja gut, Ma –
dann musst du fühlen!

Die Bänker wolln den Globus drehn,
und schnupfen sich die Krise schön.
Versprechungen im Wind verwehn,
was schnell gehen muss wird zu langsam gehen.
Der Welt vergeht noch Hörn und Sehn –
Wir leben voll daneben!

Der Johnny aus Afghanistan
kam nach Haus – und was war dann?
War mit 20 Veteran,
kam nicht mehr an’s Leben ran –
nur Horrorträume, Angst und Wahn!
Der lebt heut auf der Straße.

Nimm die Welt
doch nicht so schwer –
sagst du mir – ich sag nichts mehr!
Is ja gut, Ma –
ich mach mir Sorgen

Rettungsschirm und Schuldenschnitt –
die Wirtschaft ist im Schritt nicht fit –
ich hör die ganze Zeit nur shit,
die Börse – Himmel-Höllenritt,
Du trägst Milliarden minus mit,
und wer zahlt DEINE Schulden?

Also, so war das gemeint –
das Paradies, im Netz vereint,
verlinkt bis in die Ewigkeit.
So soll mein letzter Wille sein:
ne Baumbestattung - nur ganz klein -
aber zahlt weiter mein’ Provider!

Deine Angst –
geht vorbei –
wie du das siehst, steht dir doch frei -
is schon gut, Ma –
mir ist zum kotzen!

(Deutsche Übersetzung: Ernst Schultz – Orig.: Bob Dylan – It’s Alright Ma)

 

NIMM DEINE LIEBE (LP ‚Leere Hände’, 1970)

Wenn mein Glück in eine andre Richtung fährt,
mich keine neuen Lieder lehrt,
frag ich mich – frag ich dich.
Tag für Nacht hast du mit Worten nichts gesagt,
nur spiegelkrank an dich gedacht,
im Lügenwald, alltagsalt –

Nimm deine Liebe – viel ist sie nicht mehr wert!
Nimm deine Liebe – mir hat sie nie gehört.

Sag mir nicht, wenn du gehst, bin ich ganz allein,
es kann doch jeder andre sein, denn du willst nur dein Spiel.
Dein liebstes Kind, ist das vom großen Hauptgewinn,
ich hoffe, dass ich reicher bin, wenn ich dich wiederseh –

Nimm deine Liebe – viel ist sie nicht mehr wert!
Nimm deine Liebe – mir hat sie nie gehört.

(Text & Musik: E.S.)


TOTER SOLDAT (LP ‚004’ im Jeanscover, 1971)

Toter Soldat – deine Feldpost im Regen, der wie Feuer fällt.
Toter Soldat – und daneben der Segen, der kein Wort mehr hält.

Dreht euch um, seine Spuren sind nicht leer,
vor ihm, neben ihm tausend mehr.
Viele träumen von zwei Beinen,
bringen jeden Stein zum weinen,
lassen einen Heiligen scheinen –
Augen gradeaus und immer zu Befehl.

Sanduhrensand auch in seinem Gewehr –
Schon am Morgen war der letzte Tag zu schwer.
Viele träumen von zwei Beinen ...

Toter Soldat – deine Feldpost im Regen, der wie Feuer fällt.
Toter Soldat – und daneben der Segen, der kein Wort mehr hält.

(Text & Musik: E.S.)


SYNTHETISCHER ORIENT NR.1 (LP ‚Paranoia Picknick’, 1972)

Ich hatte einen seltsamen Traum:
In die Fabrik fiel Mogensonne, und viele lachten besser als Einer!
Doch in den Augen vom Nachrichtensprecher sah ich Angst
und ich hörte ihn singen:
Schon wieder ein Loch im Abendrot – wo ist mein Kopf,
fragte er den Kragen, und den Wettermann hörte ich sagen:
Bist du manchmal hinter dem Halbmond,
oder schläfst du auf einem Stern,
dann bist du leider nicht mal halb so fern,
und ein Gott sucht niemals ein Streichholz!
Nur wer sich sucht, kann zu sich kommen,
und wer sich hat, kann andere finden –

(Text & Musik: E.S.)


TIEF IM SÜDEN (LP ‚Irgendsoein Lied’, 1977)

Tief im Süden, in den Bergen, wohn ich und keiner weiß es.
Ich kenn einen von den 7 Zwergen,
und der erzählt mir immer ganz was Heißes!
Ich hör dich fragen, was Zwerge so sagen –
Ein deutscher Zwerg sagt meistens was Deutsches –

Tief im Süden, tief im Süden – tief, tief, tief im Süden

Tief im Süden , unterm Himmel
sitz ich mit dir und denk nur an heute.
Wir kennen uns schon viele Jahre –
schon am Anfang wusste ich, hier leben irgendwie andre Leute!
Jedenfalls bin ich ganz zufrieden, hier unten im Süden,
nicht ganz so klar und vielleicht nicht so kühl,
ich mein’ nicht ganz so supercool
wie manch einer hoch im Norden!

Tief im Süden...

Tief im Süden, in den Wäldern, find’ ich meine Lieder.
Wo der Fuchs den Hasen küsst, komm ich groß raus,
und dann verschwinde ich wieder –

Tief im Süden...

(Text & Musik: E.S.)

 

MEISTER DER ANGST ( CD DYLAN:deutsch –
‚Es ändern sich die Zeiten’, 2008)

Ihr Meister der Angst nennt euch Militär,
ihr baut Todesmaschinen zu Luft, Land und Meer.
Versteckt euch hinterm Schreibtisch oder im Aufsichtsrat,
doch es gibt kaum noch jemand, der euch nicht durchschaut hat.

Nie was andres getan, als immer nur zerstör’n –
Ihr spielt mit der Welt, als würde sie euch nur gehör’n.
Ihr gebt mir ‚n Gewehr, doch ihr versteckt euch vor mir,
und wenn’s euch zu heiß wird, dann verschwindet ihr hier.

Ihr lügt und betrügt für Judas-Lohn –
Ihr glaubt an den Sieg, der ganzen Menschheit zum Hohn.
Doch in eure Augen und in euer krankes Gehirn
seh ich auch durch das Panzerglas, vor eurer Stirn.

Ihr schärft alle Zünder, und dann ‚Feuer frei!’
Ihr lehnt euch zurück, und trinkt euren Whiskey dabei,
Ihr seht es mit an, im Fernsehn, zu Haus, am Kamin –
und unser Blut quittiert euren Gewinn.

Ja, ihr schafft unsre Ängste mit unserm Geld –
Auch die Angst vor der Frage: - setze ich ein Kind in die Welt?
Es wär’ verloren, bevor es geboren ist –
Ihr seid es nicht wert, dass Blut in euch fließt!

Aber was weiß ich schon, euch zu kritisier’n –
Hab ja keine Erfahrung und hab nie promoviert.
Aber eins ist mir klar, und eins weiß ich sehr gut,
dass nicht einmal Jesus verzeiht, was ihr tut!

Noch eine Frage: - was bringt euer Gold?
Kauft es euch Vergebung, wenn der Teufel euch holt?
Na, ihr werdet ja sehen, wenn’s dann soweit ist –
Es hilft euch kein Gold und es hilft keine List.

Und ich hoff’, ihr krepiert, und ich hoff’, es ist bald –
Und ich folg’ eurem Sarg, an einem Regentag, und mir ist kalt!
Doch ich schau genau zu, wie man euch alle vergräbt,
und ich bleib’, bis ich sicher bin, dass keiner mehr von euch lebt.

(Musik: Bob Dylan, 1963 – dtsch. Text E.S. 1984)